Ich muss mich erinnern. Ich habe angst zu vergessen, wenn ich keine Fotos oder Notizen mache. Jede Sekunde geht ein kleines Teil von mir verloren. Verbindungen lösen sich. Ich sitze an meinem Lieblingsteich und beobachte gigantische urzeitliche Karpfen. Sie sind älter als ich, älter als diese Stadt. Ihre Welt ist unvergänglich, und meine geht jeden Tag unter und wird neu erschaffen. Ich gebe viel. Ist es das wert? Wer weiß das schon.Jeder weiß nur: man kann und darf nicht nein sagen. Man muss dem einen Sinn geben, um es ertragen zu können, um weiterzumachen. Doch am schönsten ist die Leere und die Stille ganz ohne unseres Dazudenken. Das Leben wird zweckentfremdet und niemand wehrt sich. Bedauerlich, wer das Sehen nicht gelernt hat. Wie viel willst Du wahrnehmen? Drum herum, draußen und drinnen.
... ich glaub ich fange jetzt schon an die sachen zu packen und räume das bettzeug weg, damit es morgen erst gar nicht zur debatte steht, ob ich mich kurz mal eben hinlege..
Dann erinnerte ich mich an einen anderen, apalliker, bei dem im zimmer ganzen tag lang heavy metal lief. ich fragte wieso, weil es mir furchtbar schwer fiel, bei dieser musik zu arbeiten, und man sagte mir, er sei ein ziemlich berühmter rocker gewesen, und dies sei sein werk.
heute bin ich gedämpft, wie in watte gepackt. alle empfindungen sind angenehm dezent, was ich nicht wahrnehmen will, kann ich ganz leicht ignorieren. der perfekte zustand, nichts stört. das ist keine bleierne müdigkeit, die einen ins bett zwingt. das ist ein schützender kokon in dem man sich perfekt konzentrieren und den kopf arbeiten lassen kann.
morphinüberdosierung, kreislaufkollaps, im schlaf erbrochen und aspiriert, pneumonie, RöTho wie bei ener wasserleiche..
Es macht nicht süchtig, aber es macht etwas mit dir, was du immer wieder erleben willst. Papier kommt nicht aus der Mode.
sie hat zu fuß das haus verlassen.
eine rea tut einem ganz gut.
Abends eine Doku und Nudeln. Kommunismus als Hype wie Hipstertattoos. Gefährlich sind die, die keiner Mode folgen, keine Logos tragen, nichts zeigen. Niemand interessiert sich für sie, aber sie interessieren sich für alles. Wir sind manipulative Biester. Wenn du meine Kleidung siehst, weißt du, was ich mit dir anstellen werde. Ich mag Menschen, die vernarrt sind in das, was sie tun. Alle anderen sind wie Gras. Ich werde von Menschen geliebt, die meine Liebe brauchen. So soll es sein. So läuft das.
weißt du noch, wie R. immer sagte: - nachts erlebe ich die dunkle seite meines jobs. man fragte sie dann: - warumm denn die dunkle? - und vermutete schon das allerschlimmste.und sie sagte: - na weil es nacht ist!
kühle staubige treppen, verbogene, verstümmelte geländer. fremde türen in verschiedenste farben, frischen und abblätternden, aus sperrholz so dünn wie pappe, aus massiver eiche mit verzierungen und ausschmückungen, mit lederimitat bezogen und gepolstert, mit stahlplatte verstärkt, geschweißte eisentüren, unnahbar, fast sakral. sie standen vor einer dieser türen wie häretiker vor einer kirche, klebten das guckloch mit dem kaugummi zu, klingelten und liefen weg. der aufzug brummte im schacht, die schiebetüren gingen auseinander, eine dicke frau erschien, rot und schwitzend, mit vollen einkaufstaschen. man begrüßte sich. - was macht ihr hier? wohnt ihr in diesem haus? - nein, wir besuchen einen freund... die frau schaute skeptisch, sagte aber nichts weiter und ging zu ihrer wohnung. und sie schlüpften in den sich bereits schliessenden aufzug.
auf der dorfpromenade wird feierlich die neue grillsaison eröffnet, kühler wind und bedeckter himmel können hier keinem die laune verderben. ein rentnerpartyschiff mit lauter marschmusik zieht vorbei, als wollte da jemand holland überfallen. in der campingsiedlung blüht das zusamenfaltbare leben. wohnwagenpennbrüder tronen auf klappstühlen und betrachten den fluß durch den maschendrahtzaun, auf klapptischen steht bier oder wein, an der leine zappelt bunte wäsche. abends setzen sie sich auf ihre hightech-drahtesel und fahren zur nächsten provinzflaniermeile. um sich unter das deutsche volk zu mischen ziehen sich meine muslimischen mitbürger besonders festlich an: frauen in weißen tüchern und kleidern, männer in dunklen anzügen mit kravatte und sonnenbrillen wie mafia. obwohl sie alle stinknormale langweilige jobs haben und auch sonst nur irgendwie dazugehören wollen, kommen sie den ureinwohnern noch sehr suspekt vor. diese - frischpansioniert und frischfrisiert - setzen sich in leere eiscafes und beobachten aufmerksam das geschehen. Camper studieren preislisten der cafes ohne von ihren bikes zu steigen. autos warten in zwei reihen auf die fähre. zum ewigen familienglück verdammte dorfpärchen flanieren händchenhaltend etwas konfus an den teuren feinkostläden vorbei.
so beginnt unser sommer.
Montagsgemüt: Flugzeuge über uns, aus allen Richtungen, in alle Richtungen. Gleise auf der rechten Seite, Gleise auf der linken Seite. Autostraßen kreuz und quer. Frierende Menschen starren die Ampeln an. Dampfwölkchen vor ihren Gesichtern. Dampfwölkchen über den Kaffeebechern. Stoffe und Zubereitungen aus Stoffen. Verqualmte Haltestelle. Essensreste für Mäuse. Anwendung am oder im menschlichen oder tierischen Körper. Kein Tag wiederholt sich, obwohl es so scheint. Aber nein, kein Tag passiert mir nochmal.
Welche der folgenden Interpretationen ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen? Ich kann nicht. Ich will nicht. Ich werde nicht. Auf dem Weg von A nach B bemerke ich eine schwarze Katze unter der Bank sitzen. Auf dem Weg von B ach A sehe ich, dass sie immer noch dort sitzt. Ich bleibe stehen und spreche die Katze an, sie antwortet. Ich darf sie streicheln, sie reibt sich an meiner Jeans. Nicht jede Katze ist so verschmust, aber wenn, ist es ein Segen. Ihr dichtes Fell schluckt alle meine Ungedanken, ihr weicher Körper schmiegt sich an meine Hände, fließt seidig zwischen den Fingern, zwischen Neuronen und absorbiert mich wie einen Geruch. Ich werde mich mit der Luft vermischen. Ich will mich verbrauchen wie Sauerstoff. Ich kann mich immer wieder losmachen und alles sein, was ich will.